Sehr geehrtes Präsidium,
mit einigem Unverständnis haben wir die Veröffentlichung der Dauerkartenpreise für die nächste Saison wahrgenommen und möchten Ihnen unsere Sicht auf diese vermitteln.
Bereits im Mai wurde durch den Kaufmännischen Geschäftsführer der KSV, Herrn Wolfgang Schwenke, eine „moderate“ Erhöhung der Ticketpreise für die anstehende, erste Bundesligasaison unserer Vereinsgeschichte angekündigt. Mit großer Spannung wurde dementsprechend auf die Bekanntgabe der Ticketpreise geblickt, die für viele Holstein-Fans jedoch mit Ernüchterung einherging. Statt einer Erhöhung im angekündigten „moderaten“ Rahmen erfolgte tatsächlich eine signifikante Zunahme der Tages- und Dauerkartenpreise von durchschnittlich 39% für Tageskarten sowie 45% bei Dauerkarten. Angesichts solch drastischer Anpassungen im Preisgefüge kann von einer maßvollen Erhöhung wahrlich keine Rede sein.
Besonders drastisch fällt der Anstieg der Kartenpreise für unter-14-jährige aus. Diese erwartet in der kommenden Saison eine durchschnittliche Preiserhöhung von 48% für Tages- sowie 58% für Dauerkarten. Dadurch kostet eine Kinderdauerkarte für einen Sitzplatz auf der Osttribüne stolze 480,- € und auf der Nordtribüne sogar 640,- €. Angesichts solcher Preise wird der Besuch eines Fußballspiels der KSV schnell zum Luxusgut, der vielen Menschen und insbesondere Kindern aus einkommensschwachen Haushalten und Familien verwehrt bleibt. Ein bezahlbares Stadionerlebnis für junge Menschen? In Kiel für viele Jugendliche nur schwer umsetzbar! Natürlich haben auch kritisch denkende Fußball-Fans dafür Verständnis, dass Profifußball Geld kostet und ein Bundesligaverein sich nicht durch Luft und Liebe finanzieren kann, trotzdem dürfen keine Teile der Gesellschaft vom Volkssport Fußball ausgeschlossen werden. Im Sinne der Gesellschaft, aber auch im Sinne des Fußballs selbst. Mit der neuen Preispolitik der KSV Holstein wird jener Umstand aber leichtfertig herbeigeführt.
Weiterhin stellen wir fest, dass die Preise für Dauerkarten stärker ansteigen als die der Tageskarten, womit auch treue und alteingesessene Fans, die den Verein teilweise auch schon zu Oberliga- oder Regionalligazeiten begleitet haben, stärker in die Tasche greifen müssen. Eine wirklich nennenswerte Ersparnis verzeichnen Dauerkarten, die dem Verein immerhin gern gesehene Planungssicherheit geben, für die Fans kaum. Viel mehr noch ist zu beobachten, dass die Preiserhöhung auch für ermäßigte Karten, nicht zuletzt natürlich auch aufgrund des geringen Ausgangspreises, prozentual stärker steigen. Tickets für Vereinsmitglieder mit Dauerkarte steigen so effektiv um 2,82 € und damit mehr als die 2€ im regulären VVK für Tageskarten. Bei den Abnehmern mit entsprechender Ermäßigungsberechtigung handelt es sich in aller Regel um Schüler, Studenten, Auszubildende, Rentner, Schwerbehinderte, Arbeitslose oder Vereinsmitglieder. Also entweder Personengruppen, die es aufgrund ihrer Einkommenssituation ohnehin nicht immer leicht haben an solchen Großveranstaltungen zu partizipieren oder Mitgliedern unseres e.V., die sich sowieso über Mitgliedsbeiträge zusätzlich monetär einbringen. Die angekündigte Preiserhöhung trifft also sowohl langjährige Dauerkartenbesitzer aber insbesondere auch junge Fans, für deren Identifikation und Bindung an den Verein bezahlbare Stadionerlebnisse unabdingbar sind.
Hier hätten wir mehr Augenmaß bei der Preisgestaltung erwartet und wünschen uns, dass Familien, die treusten Fans und langjährige Vereinsmitglieder bei den Preisanpassungen absolut und prozentual nicht schlechter gestellt werden als Tageskassenkunden. Außerdem muss es nach unserer Ansicht die Möglichkeit geben, sein Vorkaufsrecht für einen Sitzplatz auf einen Stehplatz zu ändern, sollten die aufgerufenen Preise, die finanziellen Möglichkeiten der Sitzplatzinhaber übersteigen – nicht zuletzt aus der gesellschaftlichen Verantwortung des Fußballs heraus.
Die Kinder, die heute im Familienblock sitzen, sind die Vollzahler von morgen.
Der Block 501 im Juni 2024